CIRED Workshop Vienna 2024
Der CIRED Workshop 2024 war ein Heimspiel für alle österreichischen Teilnehmerinnen und Teilnehmer: Dieses Jahr fand die Veranstaltung am 19. und 20. Juni im Austria Center Wien statt. Thematisch bewegte sich die Konferenz mit dem Titel Increasing Distribution Network Hosting Capacity am Puls der Zeit, denn die steigende Zahl dezentraler Einspeiser und die fortschreitende Elektrifizierung der Gesellschaft bringen Verteilernetze weltweit zunehmend an die Grenzen ihrer Aufnahmekapazität.
Den Auftakt der Konferenz bildeten drei Keynote Speaker: Thomas Maderbacher, Geschäftsführer der Wiener Netze GmbH, stellte die Herausforderungen der Energiewende aus Sicht eines Verteilernetzbetreibers dar und verglich dazu das Zusammenspiel aller beteiligten Akteure mit einem perfekt koordinierten Symphonieorchester. Seitens der Industrie präsentierten Therese Åsheim, Customer Success Manager bei Heimdall Power, sowie Patricia Neumann, CEO der Siemens AG Österreich, die Strategien und Lösungen der jeweiligen Unternehmen. Ebenfalls an diesem Tag fanden zwei Sessions mit Fachvorträgen sowie ein Round Table statt. Die Vortragssessions beleuchteten das Ziel Enhancing Hosting Capacity und waren dabei gegliedert in Themen aus der Planung, sowie des Betriebs und der Regelung von Netzen. Der Round Table beschäftigte sich mit der Frage nach einer Definition des Begriffs Hosting Capacity. Zwischen den Programmpunkten gaben großzügig dimensionierte Kaffeepausen ausreichend Gelegenheit zum Netzwerken und Besuchen der Poster Sessions.
Am zweiten Tag stand ein weiterer Round Table am Programm. Dieser beschäftigte sich mit der Nutzung von Flexibilitäten zur Erhöhung der Aufnahmekapazität von Netzen, wobei sowohl Erzeuger als auch Verbraucher Berücksichtigung fanden. Nach einer anschließenden Poster Session folgten weitere Fachvorträge. Diese beschäftigten sich mit Möglichkeiten zur Steigerung der Aufnahmekapazität von Netzen durch alternative Regulierungsmethoden und Geschäftsmodelle, sowie durch eine stärkere Einbindung von Kunden.
Mit über 600 Teilnehmer:innen aus aller Welt wurde laut den Veranstaltern ein neuer Besucherrekord für CIRED Workshops erzielt. Teilnehmende Organisationen und Unternehmen waren Verteilernetzbetreiber, private und universitäre Forschungseinrichtungen, sowie Vertreter:innen aus Industrie und Regulierung. Diese thematische Vielfalt spiegelt sich auch in den über 250 veröffentlichten Beiträgen wider. Die zentrale Fragestellung der Beiträge ähnelt sich meist: Wie kann die fortschreitende Elektrifizierung des Verbrauchs, sowie der erwartete Zubau an dezentraler Erzeugung in den Verteilernetzen bewältigt werden? Die vorgestellten Ideen und Lösungsansätze umfassen dabei verschiedenste Aspekte: Von neuartigen planerischen Konzepten bei der Aufteilung des Spannungsbands, über betriebliche Themen wie Dynamic Rating von Betriebsmitteln und die systemdienliche Nutzung von Batteriespeichern, bis hin zu neuen Geschäftsmodellen und leistungsbezogenen Netztarifen.
An dieser Stelle möchte sich der Autor bei dem Österreichischen Nationalkomitee der CIRED herzlich für die finanzielle Unterstützung der Teilnahme bedanken. Der Besuch der Konferenz gab mir die Möglichkeit, aktuelle Forschungstätigkeiten des Instituts für Elektrische Anlagen und Netze der Technischen Universität Graz im Rahmen der Poster Session vor internationalem Fachpublikum zu präsentieren. Die Konferenz bot die großartige Gelegenheit, sich mit Persönlichkeiten unterschiedlicher fachlicher und geografischer Herkunft auszutauschen. Besonders interessant dabei war es für mich, einen Einblick in die technischen Herausforderungen und Forschungstätigkeiten der internationalen Netzbetreiber zu bekommen: Während sich die technischen Problemstellungen weitgehend ähneln, bringen die lokal vorherrschenden Rahmenbedingungen unterschiedlichste Herausforderungen und damit auch vielfältige Lösungsansätze mit sich. Darüber hinaus war es sehr erfreulich zu sehen, wie sich die eigenen Forschungsthemen in internationalen Entwicklungen widerspiegeln – somit wird auch die eigene Arbeit ein kleiner Teil des Wegs zu einer klimafreundlichen Energieversorgung. Die gewonnenen Erfahrungen und geknüpften Kontakte werden in guter Erinnerung bleiben und wecken Vorfreude auf weitere interessante Veranstaltungen der CIRED!
Peter Wohlfart / TU Graz - IEAN